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Ein häufiges und tabuisiertes Problem der Frau ist der unkontrollierte Harnabgang. Man bezeichnet dies auch als Harninkontinenz. Aus unterschiedlichen Gründen kann sie in jedem Lebensalter auftreten. Die
Anzahl der Neuerkrankungen steigt jedoch mit zunehmendem Alter und Zahl
der Geburten. Ältere Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie ältere
Männer.
Unterschieden werden
Stress-Inkontinenz
(Belastungs-Inkontinenz) und
Dranginkontinenz (Urge-Innkontinenz)
TVT- Operation
Nicht so selten ist bei Frauen auch der unkontrollierte Abgang von Darmgasen und Darminhalt. Man spricht dabei von Stuhlinkontinenz.
Stuhlinkontinenz
Beide Formen können aber auch gemeinsam
auftreten.
Stress-Inkontinenz
Hierbei versteht man den Urinverlust beim Husten, Lachen und Niesen.
Sress- inkontinenz ist eine Folge von Bindegewebsschwäche
(Senkungszustand), zumeist als
Spätfolge von mehreren und/oder schweren Geburten.
Bei leichten Formen
besteht die Behandlung zunächst in Beckenbodengymnastik unter Anleitung
einer spezialisierten Physiotherapeutin. Die Erfolgsrate liegt um 50%,
vorausgesetzt, daß man die Übungen diszipliniert und auf Dauer
durch- führt. In manchen Fällen kommt eine Östrogenbehandlung in Form
von Salben oder Zäpfchen, die in die Scheide
eingeführt, über ein Pflaster auf die Haut aufgebracht oder in
Tablettenform eingenommen werden, in Frage. Es gibt auch
Medikamente zur Erhöhung der Spannkraft des Schließmuskels.
Frauen, die
nach wie vor Urin verlieren, können von einer
einfachen operativen Korrektur profitieren. Vorher sollte die
Blasenfunktion mit
Meßgeräten überprüft werden (urodynamische Abklärung). In inoperablen
Fällen kann ein Tragen von speziellen Einlagen (Pessare) angezeigt sein.
TVT-Operation (tension-free vaginal tape)
Hauptvorteil
dieses in Schweden entwickelten und seit 1999 in Deutschland allgemein
angewendeten Operationsverfahrens ist die Durchführung in örtlicher
Betäubung. Ein Kunststoffband wird von der Scheide aus links und rechts
hinter dem Schambein geführt und spannungsfrei (tension-free)
angezogen, bis die wache Patientin im Hustentest keinen Urin mehr
verliert. Die Harnröhre wird lediglich unterstützt, um bei
Belastungssituationen (Husten, Lachen, Niesen) nicht mehr abzusinken.
Drang-Inkontinenz
Die Patienten leiden an einer Reizblase, die mit
sehr häufigem und besonders heftigem Harndrang einher geht.
Folgende Behandlungen können infrage kommen:
* Entleeren der Harnblase in regelmäßigen Abständen (z.B. alle 2 bis 3
Stunden), um dem starken Harndrang entgegenzuwirken.
* Blasentraining
* Behandlung einer Blaseninfektion.
* Medikamente, die die Blase entspannen
* Es gibt ein spezielles Präparat zur Behandlung der Dranginkontinenz. Es
handelt sich um einen Vaginalring, der den Wirkstoff Oxybutynin
enthält. Oxybutynin wird heute bereits bei der oralen Therapie der
Drang-Inkontinenz genutzt. Neu dagegen ist die lokale Therapie, von der
nicht nur eine bessere Wirksamkeit, sondern auch weniger Nebenwirkungen
erwartet werden. Der Vaginalring verbindet die medikamentöse Wirkung
des Oxybutynin mit einer mechanischen und stützenden Wirkung.
Stuhlinkontinenz
Definition
Ursachen
Diagnostik
Behandlung
Als Stuhlinkontinenz bezeichnet man eine eingeschränkte Fähigkeit, den Abgang von Gas oder Stuhl durch den After zurückzuhalten . Der Schweregrad dieser Störung reicht vom gelegentlichen unkontrollierten Abgang von Gas oder der Notwendigkeit, bei Stuhldrang rasch eine Toilette aufsuchen zu müssen bis zum regelmässigen unwillkürlichen Verlust grösserer Stuhlmengen.
Die Stuhlinkontinenz ist ein häufiges Problem, das jedoch oft sogar dem Arzt verschwiegen wird. Aehnlich wie bei der Urininkontinenz, beobachtet man bei der Stuhlinkontinenz in der Regel eine Verschlimmerung der Beschwerden mit zunehmendem Alter.
Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Stuhlinkontinenz. Eine der häufigsten ist eine Verletzung oder Ueberdehnung der Schliessmuskulatur und der Beckenbodenmuskulatur allgemein oder der sie versorgenden Nerven im Laufe einer schweren Geburt. Einige dieser Verletzungen werden sofort erkannt und auf der Stelle repariert, viele bleiben aber im Moment unerkannt und führen erst nach vielen Jahren zu einer Inkontinenz.
In ähnlicher Weise können Unfälle, Operationen oder Infektionen im Bereich des Afters zu einer Schwächung oder teilweisen Zerstörung der Darmschließ- muskulatur führen. Auch hier ist die Tatsache von Bedeutung, daß mit fortschreitendem Alter die Muskelkraft nachlässt. So kann aus einem unbedeutenden Problem in der Jugend eine beträchtliche Behinderung im Alter entstehen.
Länger anhaltende Durchfallerkrankungen können einhergehen mit dauerndem Stuhldrang oder unwillkürlichen Abgängen von flüssigem Stuhl oder Schleim. Diese Beschwerden sollten, insbesondere wenn noch Blutungen beim Stuhlgang dazukommen, rasch mit dem Hausarzt besprochen werden, da sie Anzeichen einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung, eines Tumorleidens oder eines Mastdarmvorfalles sein können, von Krankheiten also, die eine unverzügliche Abklärung und allenfalls Behandlung nötig machen.
In einem Gespräch mit Ihrem Arzt wird zunächst der Schweregrad der Inkontinenz und der Grad der dadurch bedingten Behinderung ermittelt.
Die gezielte Abklärung umfasst neben der Untersuchung der After- und Dammregion und des Enddarms die Suche nach Muskeldefekten, in der Regel mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung (anale Endosonografie). Zusätzlich können weitere Untersuchungen der Muskel- und Nervenfunktion, sowie höher gelegener Darmabschnitte angebracht sein.
Die Behandlung stützt sich auf drei Pfeiler:
Zunächst wird versucht, durch Diätanpassungen und allenfalls Medikamente zu erreichen, daß regelmässige Entleerungen von geformtem, aber weichem Stuhl möglich sind. Dies geschieht oft mit Hilfe einer Ernährungsberatung.
Als nächstes gilt es, die Muskulatur des Beckenbodens, insbesondere des Schliessmuskels durch physiotherapeutische Maßnahmen zu steigern. Eine spezielle Form der Physiotherapie, die sich zur Verbesserung der Kontinenz eignet, ist das sog. Biofeedback-Training.
Mehr Info: www.stuhlinkontinenz.ch
Wenn diese Maßnahmen nicht genügen, kann eine Verbesserung der Kontinenz durch eine Operation angestrebt werden. Ein geübter Bauchchirurg kann in geeigneten Fällen den verletzten Schließmuskel direkt wiederherstellen und/oder die überdehnte Muskulatur des Beckenbodens raffen. Die Rekonstruktion des äußeren Schließmuskels wird folgendermaßen gemacht: Der zerstörte vordere Muskelanteil wird vorgezogen, durchtrennt und überlappend rekonstruiert, so dass der ganze Darmausgang von funktionstüchtigem Muskelgewebe umschlossen ist. (Patient in Bauchlage)
Früher blieb bei Patienten ohne Hoffnung auf Wiederherstellung der Kontinenz häufig nur die Anlage eines Stoma (künstlicher Darmausgang). Heute ist dies auf Grund der erwähnten Behandlungsmöglichkeiten nur noch selten notwendig. Zudem wird in spezialisierten Zentren im Rahmen von Forschungsprogrammen auch der Ersatz des Schliessmuskels durch andere eigene Muskeln oder Fremdmaterial erforscht.
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