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Übergewicht bei Frauen
- Etwa 41% der Frauen in Deutschland gelten als übergewichtig und rund 14% sind sogar als fettsüchtig (adipös) zu bezeichnen.
- Fettsucht gilt laut Weltgesundheitsorganisation WHO als Krankheit und
die WHO spricht von einer „globalen Epidemie des 21. Jahrhunderts“.
- Weltweit gelten ebenso viele Menschen als übergewichtig wie unterernährt.
- Anteil betroffener Kinder und Jugendlicher
- Übergewicht im Kindesalter
- Definition: Übergewicht
- Ursachen für Übergewicht
- Folgeerkrankungen
- Sinnvolle Untersuchungen
- Behandlung
- Ernährungstips
- Wie kann man das Gewicht nach einer Gewichtsreduktion halten?
(c) Dr. Peter Voitl, www.Kinderarzt.at
Anteil betroffener Kinder und Jugendlicher
- Nach einer Studie der Wiener Sozialmedizinerin Prof. Rieder
2004
haben 28 Prozent der Jungen zwischen 6 und 18 Jahren Übergewicht, bei
den Mädchen in dieser Altersgruppe sind es 25 Prozent. Die Zahl der
übergewichtigen Kinder ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
angestiegen, laut einer Untersuchung aus Halle hat sich seit 1985 der
Anteil der übergewichtigen Buben mehr als verdoppelt; bei den Mädchen
war jedes dritte zu schwer – vor 15 Jahren war es jedes neunte. Etwa 40
Prozent der übergewichtigen Kinder haben auch als Erwachsene
Übergewicht. Übergewicht hat neben körperlichen auch psychische Folgen.
Übergewicht im Kindesalter
- Gesunde Einjährige haben normalerweise bis zu 30 Prozent
Körperfett und auch bei dicken Kleinkindern (jünger als drei Jahre)
besteht noch kein erhöhtes Risiko, daß aus ihnen fettleibige Erwachsene
werden. Laut einer Studie von Whitaker aus Cincinnati, bei der 854
Menschen über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren nach der Geburt
untersucht wurden, steigt die Wahrscheinlichkeit, auch als Erwachsene
übergewichtig zu sein ab einem Alter von drei Jahren aber an.
Übergewichtige Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren haben
eineWahrscheinlichkeit von 55%, daß ihnen eine Zukunft als
übergewichtige Erwachsene bevorsteht; im Alter von 10 bis 14 Jahren
sogar 67%. Je später eine Behandlung begonnen wird, umso schwieriger
ist sie und umso geringer sind die Erfolgsaussichten.
Definition Übergewicht
- Es gibt altersbezogene Normalwerte die angeben, welche Werte für
Größe, Gewicht und den besonders aussagekräftigen Body-Mass-Index (BMI)
in welchem Alter normal sind. Der BMI errechnet sich aus dem
Körpergewicht in Kilogramm, dividiert durch das Quadrat der Körper- größe
in Metern. Der Wert für die 90. Perzentile bedeutet beispielsweise, daß 90
% aller Kinder oder Jugendlichen in diesem Alter ein Gewicht unter dem
betreffenden Wert haben. Dieser Wert ist altersabhängig; die folgende Tabelle zeigt jenen
BMI-Wert, der als die altersabhängige Grenze zwischen Normal- und
Übergewicht gilt:
Alter | 7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
BMI | 18 | 18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
Ursachen für Übergewicht
-
Übergewicht entsteht wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch
übersteigt. Die Ursachen sind vielfältig; neben psychischen Faktoren
spielt natürlich die wesentliche Rolle die Art derErnährung und
das Ausmaß der körperlichen
Aktivität.
- Gerade Jugendliche sind starker Werbung durch die Nahrungsmittel- industrie ausgesetzt. Es konnte gezeigt werden, daß Sieben- bis Neun- jährige täglich rund eineinhalb Mal mehrFleisch und Wurst essen, als zu empfehlen wäre; hingegen nur etwas mehr als halb so viel Obst oder Gemüse wie empfohlen.
- Chronischer Bewegungsmangel lässt das Körpergewicht kontinuierlich
wachsen. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ergab,
dass übergewichtige Kinder täglich mehr als zwei Stunden fernsehen.
Ausdauertests ergaben eine deutlich reduzierte Kondition im Vergleich
zu vor 25 Jahren.
- Es gibt auch Erbanlagen, die Übergewicht begünstigen
können. Als diesbezügliche Ursache des Übergewichts werden immer wieder
so genannte "thrifty genes" („Spar-Gene“) diskutiert. In früheren
Zeiten mit wiederkehrenden Hungersnöten hatten Menschen demnach einen
genetischen Vorteil, wenn sie bei Nahrungsüberfluss besonders schnell
Reserven anlegten.
- Auch soziale Ursachen sind bekannt; laut einer
Gesundheitsstudie des Berliner Senats waren im Jahr 2001 etwa doppelt
so viele Schulanfänger aus sozial schwächeren Gruppen übergewichtig als
Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus. Was jedoch die Verwertung der Kalorien angeht, gibt es
interessanterweise nach einer Untersuchung der Mayo Clinic keine
nennenswerten Unterschiede zwischen Übergewicht und Normal- gewicht, es
zeigte sich vielmehr eine ganz andere Komponente: Die schlanken
Testesser wurden durch eine hochkalorische Diät unruhig und aktiv und
verbrannten bis zu zwei Drittel der überschüssigen Kalorien; die
anderen lagerten sie als Hüftspeck ab.
- Nach einer neueren Theorie könnte auch ein Virus eine Rolle spielen, der so genannte
Adenovirus 36 (Ad-36). Dieser Effekt wurde bisher lediglich bei Hühnern
und Mäusen nachgewiesen.
- Neben Erbanlage, Ernährung und mangelnder Bewegung können auch verschiedene Krankheiten eine Rolle spielen, beispielsweise der Schilddrüse.
- Vielfach unterschätzt werden allerdings noch immer die psychischen
Faktoren, die Übergewicht verursachen können. Bei vielen Kindern wirkt
Essen als Angstlöser und hilft gegen Stress und Langeweile.
- Übergewicht kann zu einer Reihe von Folgekrankheiten führen. In den USA kostet die Behandlung der Fettsucht bereits sieben Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben.
- Das Risiko für hohen Blutdruck ist erhöht. In der Folge kann es zu Ablagerungen kommen, die die Blutgefäße verengen können (Arteriosklerose, Verkalkung).
- Ein Schlaganfall wird wahrscheinlicher.
- Ein hohes Körpergewicht erhöht die Gefahr, Arthrose(Gelenkerkrankung) zu entwickeln.
- Diabetes-Risiko steigt: Das Hormon Insulin wird zwar produziert, wirkt aber nicht mehr ausreichend. (Metabolisches Syndrom)
- Das Nierenkrebs ist erhöht.
- Atemnot und Kurzatmigkeit, das sogenannte Schlafapnoesyndrom.
- Psychische Folgen
- Soziale Folgen: Laut einer Studie von Gortmaker aus Harvard verdienen
Übergewichtige pro Jahr 6700 Dollar weniger Lohn als Schlanke in vergleichbaren Positionen.
Sinnvolle Untersuchungen
-
Übergewicht ist nur in sehr seltenen Fällen Ausdruck einer anderen
Grunderkrankung, dennoch sollten sowohl eine laborchemische als auch
eine psychologische Untersuchungen durchgeführt werden.
- Bestimmung von Blutdruck, Gesamt-, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyzeride (nüchtern), Schilddrüsenwerte, sowie in Abhängigkeit von der familiären Belastung: Nüchternblutzucker, Insulin, Homocystein, Kreatinin, Elektrolyte und Harnsäure im Serum.
- Ein oraler Glukosetoleranztest ist meist auch angezeigt.
- Die psychologische Untersuchung hat folgende Ziele
- Gibt es einen Grund, der gegen eine Therapie spricht? (z. B. bei bestimmten Esstörungen wie Bulimie)
- Unterstützung und Steuerung des Therapieprozesses
- Bestimmung von Parametern für die Beurteilung des Behandlungserfolges.
-
Grundsätzlich sollte jedem übergewichtigem Patienten eine Behandlung ermöglicht werden.
- Ziel
der Bemühung ist eine Verringerung des Körperfettanteiles, eine
dauerhafte Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten einerseits
und Förderung von aktivem Bewegungsverhalten andererseits (Ausdauer-
sport, Joggen).
- Eltern müssen ein positives Vorbild abgeben und sich in die Behandlung integrieren lassen. Dazu müssen Sinn und Zweck den Eltern einleuchten.
- <>Ein Ernährungsprotokoll sollte auf alle Fälle geführt werden,
damit bewußt wird, was tatsächlich gegessen und getrunken wird.
Zusammen- setzung der Nahrung und Energiegehalt (Kalorien) sollte dabei
mit Angaben der Uhrzeit tabellarisch aufgeschrieben werden.
- <>Zunächst müssen die Berichte engmaschig besprochen werden und behutsam in Richtung sinnvoller Ernährung dirigiert werden.
- Gemeinsames Kochen mit den Kindern ist unterstützt Motivation und Freude an der Veränderung.
- Ziel sollte eine abwechslungsreiche Mischkost im Rahmen von 3 Mahl- zeiten ohne Zwischenkalorien sein.
- Bei Kindern im Alter von 2 Jahre bis 6 Jahren, die übergewichtig sind, kann es ausreichend sein, das aktuelle Gewicht zu halten.Das Über- gewicht sinkt durch das Wachstum in den altersgemäßen Normbereich.
- Setzen Sie sich realistische Ziele. Beispielsweise 1 kg Gewichtsverlust im Monat. Längerfristige Ziele wie ein Gewichtsziel für das nächste Jahr sind hilfreich. Es ist durchaus sinnvoll, den Ernährungsplan mit einer Diätassistentin gemeinsam zu erstellen,auch eine entsprechende psychologische Unterstützung ist empfehlenswert.
- Sehr hilfreich ist regelmäßige Bewegung in Form eines Ausdauer- trainings (Joggen).
- Viele Eltern meinen, daß ihr Kind gar nicht viel ißt. Bei genauer Nachfrage stellt sich oft heraus, daß große Mengen an Limonade, Eistee oder Cola konsumiert werden. Das ideale Getränk ist jedoch kalorienfrei (Wasser, Tee).
- Gemeinsame Mahlzeiten gehören zu den effektivsten Methoden. Eine Untersuchung aus Israel schulte in einer Gruppe nur die Kinder und in einer anderen nur die Eltern. Das Ergebnis: Das Training der Eltern bewirkte eine stärkere Gewichtsreduktion bei den Kindern als ein alleiniges Training der Kinder selbst.
- Für hochgradig übergewichtige Kindern kann auch eine medikamentöse Therapie in Erwägung gezogen werden. Eventuell sogar ein operativerEingriff kann in Extremfällen Sinn machen (Verengung des Magenein- gangs:"Gastric Banding").
- Folgende Medikamente stehen zur Verfügung: Xenical® bewirkt, daß der Körper etwa ein Drittel der Nahrungsfette nicht verwerten kann. Blähungen, fettige Stühle und manchmal Inkontinenz gehören zu den möglichen Nebenwirkungen.
- Reductil® soll im Gehirn (im Hypothalamus) das Gefühl der Sättigung steigern. In klinischen Studien verloren Testpersonen in den ersten 2 bis 3 Monaten ungefähr 5 Kilogramm. Dann blieb das Gewicht konstant – ehe es 15 Monate später wieder stieg.
- Die erfolgreiche Behandlung der extremen Adipositas ist nur in enger
Zusammenarbeit von Patient, Eltern Arzt, Psychologen, Ernährungs- fachkraft, Sporttherapeut, möglich.
Ernährungstips
- Viel: Getränke (am besten Wasser oder zuckerfrei) und pflanzliche Lebensmittel
- Mäßig: tierische Lebensmittel (fettarme Varianten)
- Wenig: fett- und zuckerreiche Lebensmittel
- Die Gewichtsabnahme sollte langsam erfolgen. Das ist sicherer und erfolgreicher als eine Crashdiät und verhindert den Jojoeffekt.
- Ernährungsprotokolle helfen bei Planung und Einkauf.
- Bevorzugen Sie frisches Obst und Gemüse.
- Essen Sie an 2 bis 3 Tagen in der Woche kein Fleisch.
- Die Zufuhr von Kalorien sollte nicht höher sein als der Kalorienverbrauch.
- Kohlenhydrate: 5–6 Gramm je Kilogramm Körpergewicht
- Fett: 0,8–1 Gramm je Kilogramm Körpergewicht
- Eiweiß: 0,8–1 Gramm je Kilogramm Körpergewicht
- Verbote für bestimmte Lebensmittel sollten nicht ausgesprochen werden.
Wie kann man das Gewicht nach einer Gewichtsreduktion halten?
- Erfolgreiche Ernährungsumstellung nach unseren Maßgaben
- Gezielt Fettreduktion
- langsamer stetiger Gewichtsverlust bis zu Wohlfühlgewicht
- Gewichtskontrolle durch ein ausreichendes Maß an Bewegung
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